“Was für eine Nacht!” – Tipps für müde Eltern

Krankes Kind, schlecht träumendes Kind oder ein Baby, das stündlich gestillt werden wollte. Die Gründe für die Abwesenheit von Schlaf können vielseitig sein. Mehr Kaffee und „Schlaf, wenn das Kind schläft“ haben wir bereits ad Acta gelegt. Aber gibt es vielleicht doch etwas, das uns helfen kann?

Unsere heutige Gastautorin Joy Herzig ist Physiotherapeutin und Gesundheitswissenschaftlerin. Sie hilft Frauen dabei, die Verbindung zu ihrem eigenen Körper, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen wiederherzustellen, wenn diese durch das Mamasein verloren gegangen ist. Heute versorgt sie uns mit Tipps für müde Eltern, insbesondere für die Mamas, um den Tag nach einer schlaflosen Nacht zu überstehen.

In den Tag starten nach einer miesen Nacht – Tipps für mehr Energie

Schlaflose Nächte ziehen wahnsinnig viel Energie und lassen uns irgendwann nur noch im Zombiemodus funktionieren. Um trotzdem gut durch den Tag zu kommen, können drei Dinge helfen:   

• Akzeptieren 
• Priorisieren
• Selbstfürsorge   

Akzeptiere, was du nicht mehr ändern kannst

“Warum war diese Nacht schon wieder so katastrophal? Ob das wohl niemals aufhört? Werde ich jemals im Leben wieder normal schlafen können?” 

Wenn dein Start in den Tag so aussieht, dann stoppe das Kopfkino und halte einen Moment inne. Nimm ganz bewusst einen tiefen Atemzug, hebe dabei deine Arme und mach dich groß. Strecke dich und merke die Anspannung deiner Muskeln. Dann lass mit einem tiefen und gerne auch lauten Seufzer die gesamte Anspannung los und lasse deinen Oberkörper damit einmal nach vorne und unten sinken. 

Stelle dir in Gedanken nun bildlich vor, wie du einen Haken hinter die Nacht machst und nun wieder auf der Startlinie bei null stehst. 

Du wirst die Nacht nicht mehr ändern können. Du kannst aber Einfluss auf den vor dir stehenden Tag nehmen. 

Prioritäten setzen – Was muss heute wirklich sein?

Was muss heute am Tag wirklich gemacht werden? Und ich meine WIRKLICH wirklich. Hinterfrage alle To Do’s, die du dir für den Tag vorgenommen hast, kritisch. Sind sie unaufschiebbar und müssen heute erledigt werden? Dann mache diese Dinge möglichst gleich morgens, damit du sie von der Liste streichen kannst. Ansonsten versuche an so einem Tag alles, was du dir eigentlich vorgenommen hast, von der „To do“- auf die „Nice to have“-Liste zu verschieben. Wenn es irgendwie in den Tag passt, toll! Wenn nicht – tu so, als hätte es nie auf deiner Liste gestanden. 

Werde dir bewusst darüber, dass du nachts kaum oder gar keine Möglichkeit hattest, dich zu erholen. Wieso sollten wir also am nächsten Tag genauso den Tag rocken können wie nach 8 Stunden Schlaf? Wieso sollten wir so tun, als wäre es ganz normal, keine Erholung zu haben? Immer über die Grenzen zu gehen, nur weil wir denken (!), wir müssen unseren normalen Alltag doch trotzdem schaffen, geht sehr an die Reserven und kann dazu führen, dass du dich auch längerfristig krank und vollkommen erschöpft fühlst.  

Selfcare für Mütter ist wichtig: Sei gut zu dir

Nach einer miesen Nacht sind unsere Akkus leer und unsere Verbindung zu den eigenen Bedürfnissen meist komplett gekappt. Wir sind neben müde meist auch wahnsinnig schlecht gelaunt, weil unser Grundbedürfnis nach Schlaf nicht erfüllt ist. Noch einmal: Es ist ein Grundbedürfnis! Ohne Schlaf können wir langfristig nicht überleben. Unser Körper braucht Schlaf, um sich zu regenerieren. Dass wir an einem Tag nach Schlafentzug überhaupt funktionieren, ist per se schon ein absoluter Wahnsinn. 

Wenn wir aber am fehlenden Schlaf erstmal nichts ändern können, dann sollten wir uns wenigstens um unsere anderen Bedürfnisse kümmern. Du kennst dich am besten und weißt, was für dich wichtig ist. Bist du ein Genussmensch und kannst dir irgendetwas Leckeres zu Essen besorgen? Tut dir deine Lieblingsmusik auf den Ohren mit Kopfhörern gut? Oder brauchst du nach der Nacht einfach mal einen Tapetenwechsel und andere Gesellschaft?

Manchmal kostet Selbstfürsorge erstmal Energie. An der frischen Luft und mit ein bisschen Abstand sieht die Welt aber schon ganz anders aus. Außerdem haben wir so vielleicht auch die Möglichkeit auf Begegnungen mit anderen Eltern, denen es genauso geht. Mal Samstag morgens um halb 8 auf dem Spielplatz gewesen? Wer sich dort begegnet, weiß ohne große Worte, wie es dem anderen geht. Manchmal helfen die Begegnung und der Austausch, damit wir uns nicht so alleine fühlen mit all dem, was uns belastet.

Ich höre oft von Frauen mit kleinen Kindern, dass sie eigentlich gar nicht mehr wissen, wer sie selbst sind. Sie spüren sich nicht mehr, funktionieren einfach nur noch für den Familienalltag und können gar nicht sagen, was sie nach einer miesen Nacht brauchen. Um das zu ändern, gibt es ganz einfache Übungen, die man komplett ohne Equipment und überall machen kann. Perfekt also für den Mama-Alltag.  Eine meiner Lieblings-Körperübungen, die total einfach ist und überall gemacht werden kann, ist zum Beispiel die „Selbstfürsorge-Dusche“.

JOYS EXTRATIPP: Ich bin wirklich ein großer Fan davon, miteinander in die Verbindung zu gehen, weil man auf diese Weise viel mehr Stärke generieren kann. Wir scheuen uns alle so sehr davor, um Hilfe zu bitten, weil wir wissen, dass alle anderen auch immer viel um die Ohren haben und wir niemanden belasten wollen. Kennst du das Gefühl auch? Dann starte doch einfach umgekehrt. Wenn eine Frau in deinem Umfeld in einer Situation steckt, in der sie Unterstützung gebrauchen könnte – biete sie ihr an. Dann fällt es dir vielleicht selbst auch leichter, im Gegenzug um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst.

Mehr Tipps für müde Eltern: So überwindest du das Tief am Nachmittag 

Beim Nachmittagstief haben wir zwei Optionen: entweder wirklich ein kleiner Moment der Ruhe und vielleicht sogar ein Power-Nap, oder, wenn das nicht geht, starke Körperreize und Aktivität, um wieder wach zu werden. Wenn die Kinder noch klein sind, ist nachmittags einfach mal hinlegen und ein Schläfchen machen, für die meisten ja leider nur eine Traumvorstellung. Aber auch ohne richtig zu schlafen, können wir uns mit ein bisschen List einen ruhigen Moment schaffen und gleichzeitig mit den Kindern eine gute Zeit verbringen. 

Klingt zu schön, um wahr zu sein?

Drei Spiele, die Kinder super finden und den Erwachsenen Entspannung bringen: 

Ab zum Kinderfriseur: die Kinder frisieren mich (natürlich nur im Spiel). Waschen, Schneiden, Föhnen, natürlich das volle Programm. Ich darf mich dafür hinlegen und bekomme selbstverständlich noch eine laaaaaange Kopfmassage.  

„Pizza backen“ auf dem Rücken: Auch hier darf ich liegen. Teig kneten, Tomatensoße aufstreichen und dann mit allerlei Leckereien belegen. Fordert ruhig ganz viel Belag ein. 😉

Buchstaben-Raten auf dem Rücken: Nicht ganz so entspannt wie die beiden vorherigen Spiele, aber dennoch eine Möglichkeit, sich kurz hinzulegen und die Augen zuzumachen. Vielleicht auch geeignet, wenn deine Kinder schon etwas größer sind und gerade schreiben lernen. Das Spiel ist denkbar einfach: Die Kinder schreiben Buchstaben oder Wörter auf meinem Rücken und ich muss raten.  

Diese Tipps für müde Eltern solltet ihr euch unbedingt merken!

Starke Körperreize helfen, um wieder wach zu werden

Ganz einfach und effektiv ist ein starkes Reiben des eigenen Körpers. Wenn du einen Tennis- oder Faszienball (oder irgendeinen anderen festeren, kleinen Ball) hast, nimm ihn unter deinen Fuß und rolle mit deinem Fuß hin und her. In der Fußsohle liegen unzählige Reflexpunkte, die du durch die Massage aktivierst. Vergiss nicht, den Fuß nach einer Weile zu wechseln. Nimm hinterher wahr, wie du nun stehst. Du wirst einen Unterschied zu vorher merken.

Wenn wir müde sind, funktioniert auch unser Gehirn irgendwann nicht mehr richtig. Um deinen Kopf wieder fit zu bekommen, kannst du zum Schluss noch eine Übung machen, die viele bestimmt noch von früher kennen. Eine Hand reibt im Kreis auf dem Bauch und die andere Hand klopft auf den Kopf. Schöner Nebeneffekt: vermutlich bringst du deine Kinder so zum Lachen oder musst selbst lachen. Lachen aktiviert nicht nur die Ausschüttung von Glückshormonen, sondern beansprucht auch jede Menge Muskeln im Körper. Spätestens jetzt solltest du dich wieder fitter fühlen, sodass du den Rest des Nachmittags noch gut mit deinen Kindern verbringen kannst. 

Wer schreibt hier: Joy Herzig – Physiotherapeutin, Gesundheitswissenschaftlerin und Gründerin von mamas reconnected

Tipps für müde Eltern

Viele Frauen fühlen sich irgendwann nur noch als Mama und wissen gar nicht mehr, wer sie selbst eigentlich sind. Auch ihre eigenen Bedürfnisse spüren sie nur noch schlecht, weil sie diese in den ersten Jahren mit Kind so oft hinten anstellen mussten und sich von ihrem Körper entfernt haben. 

Dafür habe ich mamas re:connected gegründet: einen Frauenkreis für Mamas, in dem sie über körperliche Übungen wieder zu ihrem eigenen Ich finden können und außerdem die Möglichkeit haben, Teil einer starken Frauengemeinschaft zu sein. 

mamas reconnected kurz erklärt

Mamas re:connected soll für die Frauen eine echte Auszeit aus dem Familien-Alltag sein. Hier sollen die Frauen sich mal 90 Minuten um nichts kümmern, außer um sich selbst. Wichtiger Teil von mamas re:connected ist außerdem die Verbindung der Frauen untereinander, die auch durch Partnerin-Übungen gestärkt werden. Es ist erstaunlich, wie schnell wahrhaftige Verbindungen entstehen können, wenn wir uns gemeinsam mit tiefen Themen auseinandersetzen. Mich berührt das in jeder Kurseinheit sehr und ich freue mich über diese neue Form der Mama-Gemeinschaft. Weg von Vergleichen und oberflächlichem Gerede hin zu einer wirklichen Verbindung und Gemeinschaft.

Wer Lust hat, Teil von mamas re:connected zu werden, der ist ganz herzlich eingeladen, beim neuen Kursstart am 8. Mai im Ankerplatz Lüneburg in Bardowick dabei zu sein. Um unverbindlich in den Kurs reinzuschnuppern und mich sowie andere potentielle Teilnehmerinnen kennenzulernen, findet am 01. Mai außerdem der Kennenlern-Abend statt.

Ich freue mich sehr auf die Verbindung mit euch! 

Tipps für müde Eltern

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